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Liebe Barbara,
dieser Bericht lässt womöglich ein winziges Lichtlein am Ende eines unendlich langen stockfinstren Tunnels aufblitzen.
Der Bericht macht aber selbst einige zentrale Probleme deutlich:
„Bislang fand der Holocaust fast nie Erwähnung in den staatlichen Medien, und auch in Schulbüchern suchte man vergeblich Informationen darüber.“
Meines Wissens schreiben wir das Jahr 2010 und meines Wissens endete der 2. Weltkrieg im Jahre 1945. Nach meinen Berechnungen liegen 65 Jahre dazwischen. Der Iran ist in der islamischen Welt eines der am weitesten fortgeschrittenen Länder. Und heute, im Jahr 2010, erfahren die Menschen im Iran – überspitzt formuliert – zum ersten Mal mehr über den Holocaust als die Behauptung, es habe ihn nie gegeben. Schön! Das lässt hoffen!
Ein anderer Punkt wird im Bericht explizit erläutert: „Die Serie könnte ein Zeichen dafür sein, dass der Iran sein antisemitisches Image aufpolieren will. Vielleicht soll die Serie auch eine feinsinnige Unterscheidung stützen, die iranische Offizielle – bis hoch zum Präsidenten – häufig machen: Man habe nichts gegen Juden, nur gegen den Staat Israel im Nahen Osten.“
Es geht den Machthabern im Iran also gar nicht um die Vernichtung aller Juden. Sehr schön! Es geht ja lediglich um die Ausrottung der Israelis. Nun, dann ist ja alles halb so wild!
Schön, dass Millionen Iraner vor den Fernsehschirmen Abermillionen Tränen vergießen. Werden die Mullahs nun in den Moscheen für die Juden beten?
Werden die Machthaber im Iran nun ihre Atompläne einmotten und die Energieerzeugung auf Solaranlagen umstellen?
Zur Zeit des Dritten Reiches gab es kein Fernsehen. Damals war das Kino das Opium für das Volk und ein treibender Motor der Propaganda. Während ringsumher die Welt in Schutt und Asche versank, strömten die Menschen in die Kinos und vergossen Tränen der Rührung der Mitmenschlichkeit.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie die iranische Fernsehserie zu bewerten ist. Und auch Nasser Karimi, der Autor des Beitrags meldet deutliche Zweifel an.
Ich will die Serie auf keinen Fall schlechtreden. Ich bin aber nicht so blauäugig, die Fernsehserie und die mitmenschliche Rührung als einen substanziellen Wendepunkt zu betrachten. Dazu muss mehr geschehen, viel mehr, viel viel mehr, viel viel viel viel mehr!
Beste Grüße
Ronald
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